Der Schlossgarten in Schwetzingen

Ein Garten voller Verführungen

Die geheimen Künste

Der Schwetzinger Schlossgarten wurde Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts erbaut. Zur Zeit von Kurfürst Carl Theodor, dem Initiator des Schlossgartens, gab es in Deutschland viele freimaurerische Systeme; wovon zunächst zwei Systeme aufgrund ihrer Konkurrenz erwähnenswert sind. Die »Strikte Observanz«: ein System des Reichsfreiherrn von Hund, welches wahrscheinlich zwischen 1751/1753 konzipiert wurde, und die »Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland«, welche 1770 gegründet wurde.

Die »Strikte Observanz« wurde durch den »Wilhelmsbader Konvent« von 1782 erheblich geschwächt. Trotz anfänglicher enormer Anziehungskraft scheiterte sie schließlich. Das ganze System basierte darauf, dass die Freimaurerei vom einstigen Tempelritterorden gestiftet worden sei. Die Aufgabe dieses freimaurerischen Systems war es, den Tempelritterorden nach ca. 450 Jahren wieder zu Ehren und Würden zu verhelfen. Als sich im Wilhelmsbader Konvent die »Strikte Observanz« von der eigenen Ursprungslegende und den Tempelrittern lossagte, verblasste ihre Anziehungskraft und sie ging allmählich unter.

Die »Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland« sowie die anderen Freimaurerorden des »Schwedischen Systemsind in drei sogenannten Ordensabteilungen untergliedert. Die erste ist die Johannisloge (symbolisch mit dem »Englischen Garten« vergleichbar). Die zweite ist die Andreasloge (symbolisch mit dem »Französischen Garten« vergleichbar). Die dritte ist das Ordenskapitel (symbolisch mit dem »Kreisparterre« vergleichbar). Darüber hinaus existiert die Höchste Ordensabteilung; sie entspricht der Administrationsebene und kann mit dem Schloss in Schwetzingen versinnbildlicht werden.

In unseren Führungen werden die Zusammenhänge der verschiedenen Denkmodelle des 18. Jahrhunderts aufgezeigt und wie sie heute noch auf unser alltägliches Leben wirken. Eine Hauptaufgabe des Schlossgartens scheint in der Vermittlung und im Ausgleich dieser Denkmodelle zu liegen, sei es u.a. die Mystik, die Hermetik und die Alchemie. Was dem heutigen Betrachter durch den Garten gesagt wird, ist aber verblüffenderweise aktueller denn je: Woher komme ich? Wohin gehe ich? und Was ist meine Bestimmung? usw.


Tempel des Merkur 1784/1787 von Nicolas de Pigage und Friedrich Sckell, Foto von Giovanni Grippo