Der Schlossgarten in Schwetzingen

Ein Garten voller Verführungen

Mystik

Insbesondere die jüdische Mystik - die Kabbala - ist Grundlage vieler freimaurerischer Rituale des 18. Jahrhunderts (vgl. »Edinburgh Register House Manuscript« von 1696, »Wilkinson Manuscript« von ca. 1727, »Masonry Dissected« von 1730, »Three distinct Knocks« von 1760, »Jachin and Boaz«-Manuskript von 1762 usw.) sowie Grundlage der drei Grade. Dabei ist die Grundlage ihrer Erfahrungsvermittlung eine Morallehre, vergleichbar mit den »Zehn Geboten« (2. Buch Mose 20, 2-17) oder mit der »Unterweisung des Tobias« aus dem biblischen »Buch Tobit« (Kapitel 4, 5-19).

Bereits die dreiteilige Anordnung des Schwetzinger Schlossgartens ist mit der jüdischen Mystik erklärbar, denn sie kennt nur drei Elemente: Wasser, Feuer und Luft/Geist. Kabbala und Alchemie finden sich im Schlossgarten harmonisch vereint, auch wenn die Alchemie vier Elemente kennt. Die Gestalter des Schlossgartens haben dabei der Kabbala den Makrokosmos und der Alchemie den Mikrokosmos zugeordnet. Beim Hirsch-Brunnen wird dies deutlich unterstrichen und sogar durch hermetische Schriften des 17. Jahrhunderts belegt.

Der »Französische Garten« im Osten wird vom Kreisparterre mit dem Arionbrunnen in der Mitte beherrscht. Der Hirsch-Brunnen befindet sich westlich davon. Das Kreisparterre ist durch nördliche und südliche Zirkelgebäude im Osten umrandet. Dies wird im folgenden Bild mit den beiden Sonnenhalbkreisen versinnbildlicht. Das »Lamm Gottes« steht vor dem nördlichen Zirkelgebäude und der »Heilige Geist« (Taube) steht vor den südlichen Zirkelgebäude. Der »Name Gottes« (JHWH) mit den vier hebräischen Buchstaben steht vor dem Schloss, wenn das Schloss vom Westen des Gartens betrachtet wird. Die beiden Laubengänge (berceaux en treillage) im Westen werden auf dem Bild durch die Wolken oder Rauchschwaden angedeutet. Der Weg zum Galatea-Brunnen wird durch eine Kette versinnbildlich, die zu einem Mann führt. Darunter finden sich die Elemente Feuer und Luft sowie ein Phönix. Der Weg zum Minerva-Tempel wird durch eine Kette versinnbildlicht, die zu einer Frau führt. Darunter finden sich die Elemente Wasser und Erde sowie ein Adler. Diese Anordnung entspricht den drei hammerführenden Beamten einer Freimaurerloge: Vorsitzender Meister (Name Gottes/Arion-Brunnen), I. Aufseher (Heiliger Geist/Minerva-Tempel) und II. Aufseher (Lamm Gottes/Galatea-Brunnen) und der Anordnung der ersten drei Sephiroth der Kabbala: Kether (Krone oder Wille/Name Gottes), Chockmah (Weisheit/Heiliger Geist) und Binah (Verständnis oder Verstand/Lamm Gottes).